-west- Lüdinghausen. Wenn Deutschland das Land der Dichter
und Denker ist, dann handelt es sich bei Lüdinghausen
um eine entsprechend starke Region mit vielen Menschen, die sich der
Lyrik und der Poesie verbunden fühlen. Das wurde deutlich, als das
Lüdinghauser Kulturforum KAKTuS zum Lyrikwettbewerb aufgerufen
hatte. Fast 100 Einsendungen gingen bei den völlig überraschten,
aber umso erfreuteren Organisatoren ein. Damit hatten wir
nicht gerechnet, versicherte Jochen Rademacher-Beckmann,
als am Freitagabend das Geheimnis gelüftet und die erfolgreichen
Autoren ausgezeichnet wurden.
Im
Rahmen eines Literaturfestes, das unter dem interpretationsfähigen
Motto Wörtersee stand, wurde Christina Meisner aus Senden mit
dem ersten Platz bedacht, Marga Belz aus Marl war die zweite Preisträgerin,
und der dritte Preis ging an Dieter Horstmann (Olfen). Darüber
hinaus verlieh der KAKTuS einen Sonderpreis an den Literaturkreis
der Zehnerklassen der Realschule Lüdinghausen: Die 22 Schülerinnen
und Schüler hatten sich mit mehreren Gedichten beteiligt.
Anlass
für die Ausschreibung eines Lyrik-Wettbewerbs Todestag des
Romantik-Dichters Joseph von Eichendorff. Heute vor 150 Jahren war
der Dichter gestorben.
Dass
Lyrik, Gedichte, Verse und Reime ein Thema bilden, das auf einer
breiten Basis steht, wurde am Freitagabend angesichts des
riesigen Besucherandrangs deutlich: das Ricordo war überfüllt.
Neben den Wettbewerbsteilnehmern wollten zahlreiche Interessierte am
ersten Lüdinghauser Literaturfest teilnehmen. Ihnen wurde nicht nur
eine Siegerehrung mit herausragenden Gedichten geboten. Sie erlebten
auch einen unterhaltsamen Lyrik-Abend. Christoph Könning als
Rezitator gelang es, mit einem bunten Querschnitt durch die
lyrische Literaturwelt die Besucher zu fesseln. Dabei musste sich
das Publikum sowohl auf
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Beschimpfungen
(Robert Gernhardts Wie ich ich
Gedichte finde) als auch auf Heinz Erhardts
leichten Verse einlassen. Anja Beermann an der
Gitarre erwies sich mehr als nur eine Begleiterin, die
auch das Publikum dazu animierte, das eine oder andere
Lied mitzusingen.
Nicht
zu beneiden war die Jury, die die schwere Aufgabe hatte, aus knapp
100 Zuschriften die besten Gedichte herauszufiltern. Aber Siegrid Möws,
Sybille Reminghorst und Gerhard Dabrowsky dürfte das gelungen sein.
Der dritte Platz wurde Dieter Horstmann aus Olfen zugedacht. In
seinem Gedicht Aufforderung will der Dichter mit
einem Milan, dessen Flug er so bewundert, in Kontakt treten. Als
eine ungewöhnliche Adresse bezeichnete Siegrid Möws die
Ansprache des Menschen an das Tier.
Sehnsucht
Romantik Natur wurde als Generalthema in der
Ausschreibung genannt. Marga Belz ließ sich bei ihrem Gedicht Horizontlos
vom Sturm Kyrill inspirieren. Alle Sinne werden angesprochen,
charakterisierte Gerhard Dabrowsky das kurze, aber wortgewaltige
Gedicht, für das die Autorin mit dem zweiten Preis bedacht wurde.
Das Gedicht hat mich betroffen gemacht.
Ich
habe dadurch Freude bekommen, Gedichte auswendig zu lernen, erläuterte
Sybille Reminghorst die Wirkung von Möchte es scheinen. Das
Gedicht von Christina Meisner wurde mit dem ersten Preis bedacht.
Und
dann waren da noch die 22 jungen Leute der
Literatur-Arbeitsgemeinschaft der Zehnerklassen der Realschule Lüdinghausen.
Inspiriert von Joseph von Eichendorff, der seinen Lebensabend in Lüdinghausens
Partnerstadt Neisse verbrachte und dort auch beigesetzt ist, griffen
sie zur Feder und verfassten zehn Gedichte zum Teil in Teamwork.
Das Kulturforum KAKTuS fand diese Initiative, die nicht zuletzt von
Literaturkreis-Leiterin Barbara Schwarzenberg ausgegangen war, so
herausragend, dass sie sie mit einem Sonderpreis belohnt wurde. Die
jungen Nachwuchsdichterinnen und -dichter werden demnächst zu einer
Filmvorführung eingeladen: Der Club der toten Dichter.
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